Der Schalenverwerter PeelPioneers hat gemeinsam mit Van Beek Schroeftransport den Soft Squeezer entwickelt. Diese revolutionäre Pressschnecke bringt die Kreislaufwirtschaft um einen entscheidenden Schritt weiter und bietet Perspektiven für die künftige Verarbeitung von Biomasse. „Früher landeten 60 Prozent der Masse einer Orangenschale im Verbrennungsofen, was eine unglaubliche Verschwendung war!“, sagte Sytze van Stempvoort, zuständig für die Verwertung der Schalen und einer der drei Gründer von PeelPioneers.
Das 2017 gegründete Scale-up-Unternehmen mit Sitz in Den Bosch holt täglich ca. 45.000 Kilo Orangenschalen beim Gaststättengewerbe und Einzelhandel ab. Bis vor kurzem mussten die Schalen von frisch gepresstem Orangensaft entsorgt werden. Derzeit sind sie ein begehrter grüner Rohstoff, der u. a. in Kosmetika und Reinigungsprodukten sowie in Form von funktionalen Nahrungsfasern in Lebensmitteln verwertet wird. „Als Verbraucher ist einem gar nicht bewusst, wie viel von diesem Fruchtmus zirkuliert, man kann da viel mehr daraus machen. Wir bieten lokale Rohstoffe, die auf eine nachhaltige Weise hergestellt werden, nicht von weit her kommen und Qualität und Zuverlässigkeit ausstrahlen“, sagte Van Stempvoort. Das Startup ist in seinen Augen ein Musterbeispiel für die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft und weltweiter Pionier beim Recycling von Orangenschalen.
F&E-Kooperationsprojekt
Die steigende Nachfrage nach u. a. kaltgepresstem Orangenöl und hochkonzentriertem Orangenaroma führte das Unternehmen zu Van Beek Schroeftransport. Es stellte sich heraus, dass es die gewünschte Maschine noch nicht gibt. Van Stempvoort: „Großer Druck hat den Nachteil, dass das natürlich vorhandene Pektin (ein Bindemittel in den Zellwänden von Pflanzen und Obst, wie z. B. in Orangenschalen, Anm. der Red.) austritt. Das erschwert nicht nur die Gewinnung des Öls, sondern beeinträchtigt auch das Öl und dessen Qualität. Daher ist es so wichtig, dass man ein sehr feines, prekäres Gleichgewicht beim Pressen erzielt.“ Die beiden innovationsgetriebenen Parteien starteten ein anspruchsvolles F&E-Kooperationsprojekt zur Entwicklung und zum Bau eines noch nicht bestehenden Soft Squeezer, der den Erfahrungen und Wünschen von PeelPioneers entspricht: eine Pressschnecke für die erste Pressung und das Quetschen der Schalen. Dabei waren weitere relevante Faktoren zu berücksichtigen. So war das Risiko der Brückenbildung im Zuführbunker sehr groß, da die Orangenschalen sich wegen ihrer ungewöhnlichen Form aufstauen. Außerdem musste die Pufferkapazität erhöht werden, durften die Schalen nicht zu Mus gepresst werden und spielte Hygiene wegen der Menge der natürlichen Zucker in den Orangenschalen eine große Rolle.
Zwei Produktionsströme
„Scale-ups stellen immer außergewöhnliche Fragen“, meinte Joram van der Heijden, der als Sales Engineer von Van Beek Schroeftransport am Projekt beteiligt war. „Wenn man sich gemeinsam etwas ausdenkt, was es noch nicht gab, sorgt das für die Freisetzung von Inspiration und Kreativität, zudem aber auch für neue Ideen für weitere Projekte. Darüber hinaus entstehen Chancen für einen individuell gefertigten Schneckenförderer in einem für uns neuen Markt. Genau wie PeelPioneers setzt die Förderschnecken- und Maschinenfabrik mit Sitz in Drunen auf Partnerschaften, bei denen es um die gemeinsame Ausrichtung auf Innovation geht. Dies alles wird von einer Gruppe von Menschen getragen, die über das richtige Wissen, Durchsetzungsfähigkeit und Mut verfügen. Und was ist das Ergebnis? Ein 2,5 Meter langer Soft Squeezer und zwei Edelstahlbunker mit 25 bzw. 35 Kubikmeter Volumen, die zwei unterschiedliche Produktionsströme ermöglichen. Die Orangenschalen, die bei Supermärkten anfallen, in denen die Kunden selbst frischen Saft pressen können, gelangen in Müllsäcke. Die Schalen werden in den Säcken abgeholt und müssen anders verarbeitet werden. Denn: Wie puffert man Müllsäcke mit Orangenschalen und wie verhindert man, dass sie stecken bleiben? Van der Heijden: „Normalerweise wird ein lose geschüttetes Produkt aus dem Vorratsbunker gefördert. Jetzt waren wir mit Schalen in Müllsäcken konfrontiert. Wir haben das gelöst, indem wir an der Unterseite des Bunkers eine größere Austragsschnecke mit einem Durchmesser von 800 Millimeter angebracht haben. So haben die Säcke mehr Platz und verhindern wir, dass die Zufuhr verstopft wird. Die Austragsschnecke zieht die Säcke anschließend langsam aus dem Bunker.“
Weiterentwickelt
Die weiterentwickelte Pressschnecke ist zusätzlich zum doppelwandigen Gehäuse mit einem Siebkorb ausgestattet, sodass Orangensaft und die verschmutzte Reinigungsflüssigkeit optimal ablaufen. Daher hat das doppelwandige Gehäuse an der Oberseite auch eine Luke, welche die intensive Reinigung zur Verhinderung der mikrobiologischen Verunreinigung an der Innenseite der Maschine zum Kinderspiel macht. Auch die Bunker sind mit einer großen Reinigungsluke versehen, bei deren Entwicklung die Sicherheit der Hauptaspekt war. „Zum Öffnen der Luke braucht man denselben Schlüssel, mit dem der Motor der Austragsschnecke gestartet wird. Die Reinigungskraft trägt den Schlüssel bei sich, sodass der Motor nicht während der Reinigung gestartet werden kann“, erklärte Van der Heijden. PeelPioneers wollte auch gerne die Produktionskapazität erhöhen. Das erwies sich wegen des geförderten Produkts als eine große Herausforderung. Das Verhalten von Orangenschalen lässt sich wegen der Brückenbildung kaum vorhersagen. Daher wurde der Soft Squeezer so konzipiert, dass er leicht weiterentwickelt und jedes wichtige Teil schnell ausgewechselt werden kann. Dies ist – so Van der Heijden – charakteristisch für das Vertrauensverhältnis und die transparente Kommunikation zwischen PeelPioneers und Van Beek.
Wir können es
Beide Parteien sind sich einig, dass das F&E-Kooperationsprojekt überaus erfolgreich ist und auch künftig Perspektiven für die Verarbeitung anderer Biomassen bietet. Vorläufig konzentriert sich PeelPioneers jedoch darauf, möglichst viele Rohstoffe aus Orangenschalen zu extrahieren. „Die Innovation geht bei uns ständig voran. Wir stellen uns gerne neuen Herausforderungen und untersuchen derzeit weltweit andere Reststoffe, auf die wir unser Wissen und unsere Erfahrung anwenden können. Bis 2025 möchten wir Niederlassungen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien eröffnen“, meinte Van Stempvoort.